Die „Corona-Saison“ ist zu Ende und Vereine, Verbände und Co. haben es doch noch geschafft ihre bereits verplanten Fernsehgelder einzustreichen. Das Alles zum Leidwesen derer, die den Fußball ausmachen: uns Fans.
Während sich die Funktionäre aufgrund des wieder aufgenommenen Finanzflusses in die Sessel zurückfallenlassen konnten, mussten anderswo Fans miterleben, wie ihre Mannschaft dem Abstieg zum Opfer gefallen ist, ohne dass man sie auch nur hätte unterstützen können. Wo Fans normalerweise an den letzten Spieltagen mit ihrem Verein gemeinsam Geschichte geschrieben hätten, blieb ihnen nur ein ernüchterndes Verfolgen vor dem Fernseher übrig, wodurch der Fußball vieles davon verlor, was ihn schlussendlich ausmacht. Während der Amateurfußball weitergehend vernachlässigt wird, die DFL sowie der DFB auf basisnah machen und sogar Veränderungen im Fußball ankündigen, entwickeln sie zeitgleich weitere krude Ideen, um selbst aus dieser Situation noch Profit zu schlagen und debattieren über die Verteilung der TV-Gelder für die kommenden Jahre, welche genauso unsolidarisch wie bisher zu werden scheint. Der vor zwei Wochen vorgestellte Verteilungsschlüssel, wonach auch in den kommenden vier Jahren rund 90% der TV-Gelder ausschließlich in die 1. Bundesliga fließen sollen, lässt nur darauf schließen, dass nichts verstanden wurde. Wenn sich selbst die Geschäftsführung der Profigesellschaft des eigenen Vereins für den aktuellen Verteilungsschlüssel ausspricht und bei der Konferenz noch mit Abwesenheit glänzt, dann sind Verbesserungen weit und breit nicht in Sicht.
Anstatt damit zu beginnen die Ursache zu ändern und sich mit den Entwicklungen auseinanderzusetzen, den Sommer als Wendepunkt zu sehen und damit zu beginnen, den modernen Fußball grundlegend zu reformieren, werden lieber weiterhin Symptome bekämpft und Konzepte entwickelt, die nur so vor restriktiven Maßnahmen strotzen. Dabei ist auch keine These zu absurd und kein Hightech-System zu teuer, solange man die größtmögliche Anzahl an zahlenden Kunden in die Stadien bekommen kann. Es mag sein, dass aus der Perspektive eines Funktionärs die Wiederöffnung der Stadien unumgänglich ist, da zu lange von der Hand in den Mund gewirtschaftet wurde, jedoch ist kein Fußball es wert seine Freiheit an den Stadiontoren abzugeben und sich den einschränkenden Maßnahmen zu unterwerfen. Von Abstandsmessungen, einschneidenden Verhaltensregeln, über personalisierte Tickets, bis hin zu der Installation von modernen Scannern. Fußball lebt durch seine Emotionen und fanatischen Kurven. Dazu gehört es auch, dass Gästefans die Reise zu den Spielen und der Zugang zum Stadion ebenso wie dem Rest der Zuschauer ermöglicht wird und diese nicht als kleineres Übel gesehen werden und in den Konzepten zur Wiederöffnung unberücksichtigt bleiben.
Getreu dem Motto „Was hat der Fußball falsch gemacht?“ wird etwas von Dialog erzählt, während sich jedoch im selben Moment immer weiter von der Basis entfernt wird – ohne es zu merken. Und nachdem der Spuk vorbei ist und sich die eingesetzte Technik bei den Verbänden etabliert hat, hält ein Rückbau niemand mehr für nötig. „Wer hat schon was gegen Sicherheit?“…
Für uns sind derartige Rahmenbedingungen nicht vereinbar mit unseren Grundsätzen und Überzeugungen. Daher kommt auch ein Besuch der Spiele und das organisierte Auftreten unter diesen Umständen für uns nicht in Betracht. Wir wollen uns nicht bei begrenzten Zuschauerkapazitäten mit weiteren Dauerkarteninhabern per Los um die verfügbaren Plätze streiten, noch wollen wir das Ganze in anderweitiger Form unterstützen oder Beachtung schenken. Darüber hinaus lassen wir uns keine „kontaktlose Körpertemperaturmessung“ als Wundermittel verkaufen, das sich in seiner Funktionsweise nur unmerklich von langjährig thematisierten Nacktscannern unterscheidet.
Unser Motto lautet klar: „Alle oder Keiner!“ und Finger weg von Hightech-Scannern und Co.!
Daher fordern wir die Verbände auf, Konzepte zur Wiederöffnung zu erarbeiten, in denen vor allem keine erwähnten Mittel eine Rolle spielen. Stadien dürfen sich nicht weiter zu einem Hochsicherheitsareal entwickeln, in denen sich Fans ununterbrochen überwacht und beobachtet fühlen. Aus unserer Sicht darf die neue Saison erst starten, wenn allen Fans wieder der Zutritt zum Stadion ohne Einschränkungen ermöglicht werden kann. Es muss auf die Bremse getreten werden. Es muss die Zeit genutzt werden, um den Fußball nachhaltig und fairer zu gestalten – maximal solidarisch.
Und alle Fans bitten wir genau zu überdenken, ob ihnen der aktuelle Fußball es wert ist, sich – sollte es soweit kommen – restriktiven Maßnahmen zu unterwerfen und diese Art des Fußballs zu unterstützen.
Es ist 5 nach 12. Es muss sich etwas ändern – eher gestern als heute!
Ultraszene Hannover